Nisi enim ab homine memoria teneantur, soni pereunt, quia scribi non possunt.
Wenn sie nämlich nicht vom Menschen im Gedächtnis behalten werden, vergehen die Töne, weil man sie nicht aufschreiben kann.
Im Zeitalter der Karolinger im 9. Jahrhundert wurde mit den Neumen eine Notenschrift entwickelt, die den liturgischen Gesang, den so genannten Gregorianischen Choral und seine Erweiterungen wie die Sequenz, erstmals in entscheidend neuer Weise, nämlich dem genauen agogischen Verlauf entsprechend, aufzeichnen konnte. Obwohl die Musik, die im 9. und 10. Jahrhundert das Kloster St. Gallen erfüllte, längst verklungen ist, bieten die St. Galler Handschriften wertvolle Anhaltspunkte, diese heute wieder zum Leben zu erwecken. Durch ein sorgfältiges Studium der Handschriften zusammen mit den neuen digitalen Techniken ist es möglich, die Musik des Gallusklosters so weit als möglich zu rekonstruieren, die velorenen „soni“ wieder zu finden.